Wertorientierte Gesundheitsversorgung: Bessere Patientenergebnisse bei gleichzeitiger Kostenkontrolle

21.04.2021

Wie können Gesundheitssysteme für bessere Patientenergebnisse sorgen und zugleich die Gesamtausgaben senken? Auch wenn dies wie ein Paradoxon erscheinen mag, ist dies genau das Konzept hinter „value-based healthcare“ (VBHC, dt. wertorientierte Gesundheitsversorgung). Bereits seit 2006 gibt es wertorientierte Ansätze im Gesundheitswesen, die inzwischen greifbare Ergebnisse zeigen. Sie könnten eine entscheidende Rolle bei der Modernisierung von Gesundheitssystemen spielen, die durch die Auswirkungen der globalen Pandemie stark in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Viele Gesundheitssysteme haben die zentralen Konzepte der VBHC erfolgreich übernommen, doch eine der Hürden bei der Umsetzung bleibt ihre Komplexität. Wie können Krankenhausorganisationen wertorientierte Ansätze in der Gesundheitsversorgung besser berücksichtigen? Und welche Vorteile können sie bei einer erfolgreichen Implementierung von VBHC-Konzepten erwarten?

Allgemein- und Viszeralchirurgie, Hals, Nase, Ohren, Gastroenterologie, Urologie, Gynäkologie, Pneumologie
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Wertorientierte Gesundheitsversorgung: Bessere Patientenergebnisse bei gleichzeitiger Kostenkontrolle
Die moderne Gesundheitsversorgung ist ein kompliziertes Gleichgewicht zwischen wirksamer Behandlung und anfallenden Kosten. Sowohl Leistungserbringer als auch Kostenträger versuchen fortwährend, ihre Investitionen zu optimieren. Daher führte der Harvard-Ökonom Michael E. Porter in seinem bahnbrechenden Buch „Redefining Health Care: Creating Value-Based Competition on Results“, das er gemeinsam mit Elizabeth Olmsted Teisberg verfasst hat, das Konzept der wertorientierten Gesundheitsversorgung (VBHC) ein. Diese 2006 veröffentlichte Arbeit basiert auf einer zehnjährigen Untersuchung des US-Gesundheitssystems. Die Untersuchung ergab, dass die Ausgaben pro Einwohner die aller anderen Nationen übertrafen, die Ergebnisse für die Patienten aber in vielen Bereichen nachweislich schlechter waren. Die Einführung eines VBHC-Konzepts soll die Gesundheitsoutcomes verbessern und gleichzeitig die Kosten senken. 1

Beim VBHC-Konzept basieren die Zahlungen an die Leistungserbringer auf den Patientenergebnissen und nicht auf dem herkömmlichen Modell der Einzelleistungsvergütung (Fee for Service, FFS). Beim FFS-System zahlt der Patient bzw. der Versicherer für jeden diagnostischen Test oder medizinischen Eingriff, und zwar auch, wenn dieser nicht erfolgreich war. Das Interesse des Patienten steht dabei nicht unbedingt im Vordergrund. VBHC ist im Wesentlichen eine Möglichkeit, die Qualität der Versorgung und die Patientenzufriedenheit zu erhöhen und gleichzeitig die Kosten zu kontrollieren und zu senken – also ein Win-Win-Szenario. Von dem wertorientierten Ansatz in der Gesundheitsversorgung profitieren sowohl Patienten und medizinische Fachkräfte als auch die Einkaufsabteilungen und Kostenträger. Das macht diesen Ansatz für moderne Gesundheitssysteme so attraktiv.

Messbare Patientenergebnisse in einem VBHC-Bezahlmodell
Das VBHC-Konzept wurde zwar bereits vor fast 15 Jahren eingeführt und von den Gesundheitssystemen als Priorität erkannt, dennoch ist die Einführung immer noch mit vielfältigen Herausforderungen verbunden. Das Konzept selbst ist hoch komplex und um es flächendeckend einführen zu können, sind weitreichende prozessuale Veränderungen auf allen Ebenen notwendig. Aus diesem Grund wurde das VBHC-Konzept bisher noch in keinem Land vollständig umgesetzt. Stattdessen entwickeln sich viele Systeme rund um den Globus schrittweise in diese Richtung und konzentrieren sich dabei auf den patientenzentrierten Ansatz, der den Kern des wertorientierten Modells der medizinischen Versorgung bildet.

Da das Konzept auf dem Nutzen der Gesundheitsversorgung basiert, müssen die Gesundheitsergebnisse messbar sein. Dies ist natürlich aus vielerlei Gründen alles andere als einfach: z. B. wegen der Vielschichtigkeit der Behandlungspfade, der Komplexität der Behandlung multipler Erkrankungen und der Unwägbarkeiten der unterschiedlichen Verwaltungssysteme. Darüber hinaus müssen zur Messung der Ergebnisse alle Aspekte der Behandlung berücksichtigt werden. Denn auch wenn eine einzelne Maßnahme für sich genommen erfolgreich war, ist es die Behandlung insgesamt unter Umständen nicht.

Um diese Herausforderungen zu meistern, werden verschiedene Systeme eingesetzt, die die Ergebnisse messen und so indirekt die Leistungserbringung verbessern sollen. Dazu zählen Net Promoter Scores, die die Patientenzufriedenheit messen, und Patient Reported Outcome Measures (PROMs), mit denen das klinische Ergebnis und die Lebensqualität gemessen werden.

Um die Einführung des VBHC-Konzeptes zu beschleunigen, hat das European Institute of Innovation & Technology (EIT) Health im Mai 2020 einen neuen Leitfaden 2 veröffentlicht. Dieser soll Gesundheitsdienstleistern zeigen, wie sie die Patientenergebnisse verbessern und unnötige Ausgaben reduzieren können. Schätzungen zufolge werden bis zu 30 % oder mehr der Ausgaben im Gesundheitswesen für vermeidbare Komplikationen, unnötige Behandlungen oder ineffiziente administrative Prozesse ausgegeben. 3 Diese Verschwendung zu unterbinden wäre daher für Regierungen, Krankenhausmanager und Versicherungsträger von großem Nutzen. Dies gilt umso mehr, da die Budgets durch die Alterung der Bevölkerung und die Möglichkeit, mehr Krankheiten zu behandeln, zunehmend unter Druck geraten.

Was versteht man im Gesundheitswesen unter Wert?
Da die Gesundheitssysteme auf einen stärker wertorientierten Ansatz zielen, ist das Verständnis von Wert sowohl in Bezug auf das Patientenergebnis als auch auf die Kosten entscheidend. Bei Olympus haben wir dabei die vier Dimensionen vor Augen, die die wichtigsten Anforderungen von Gesundheitsdienstleistern widerspiegeln: Effizienz, Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und Reputation. Wir sind uns bewusst, dass diese vier Bereiche eng miteinander verknüpft sind, aber jeder Bereich hat auch seinen eigenen spezifischen Wert und seine eigenen Aspekte. Gemeinsam mit unseren Partnern im Gesundheitswesen arbeiten wir daran, diese vier Dimensionen so zu optimieren, dass im Prinzip jede Organisation davon profitieren kann.

Maximierung der betrieblichen Effizienz und des Workflow-Managements
Bei der Umsetzung von VBHC-Ansätzen ist die Effizienz einer der Hauptaspekte. Effizienz im Versorgungspfad kann sich positiv auf das klinische Ergebnis – und den Nutzen – für den Patienten, den Gesundheitsdienstleister und den Kostenträger auswirken. Für den Patienten bedeuten wiederholte Krankenhausbesuche zum Beispiel sowohl einen höheren Zeitaufwand als auch Fahrtkosten. Längere Behandlungszeiträume können mit Unbehagen und psychologischen Auswirkungen verbunden sein.

Für Gesundheitsdienstleister, die nach betrieblicher Effizienz streben, ist das Prozess- und Workflow-Management ein wichtiger Faktor. Wiederholte Besuche eines Patienten bedeuten erhöhten personellen Aufwand, zusätzliche Krankenhauskosten und einen geringeren Patientendurchsatz mit daraus resultierenden Verzögerungen für andere Patienten. Durch die Minimierung operativer Lücken und die Verbesserung der Ressourcenzuweisung auf Managementebene können Gesundheitseinrichtungen effizientere Prozesse erzielen.

Olympus unterstützt Organisationen durch die Bereitstellung innovativer Technologien, die prozedurale Effizienz ermöglichen. Die PLASMA-Technologie zum Beispiel ist ein fortschrittliches Energiesystem, das eine bewährte Therapie bei endourologischen Anwendungen wie der Behandlung des nicht muskelinvasiven Blasenkarzinoms (NMIBC) und der benignen Prostatahyperplasie (BPH) bietet. Da die Prävalenz der BPH in der alternden Bevölkerung zunimmt, ist zu erwarten, dass auch die Belastung der Gesundheitssysteme und der Gesellschaft durch diese Erkrankung steigen wird. Die PLASMA-Technologie wird mit besseren klinischen Ergebnissen und höherem Patientenkomfort sowie geringeren Gesamtbehandlungskosten in Verbindung gebracht. Das National Institute for Health and Care Excellence (NICE) in Großbritannien hat eine aktualisierte Leitlinie zur PLASMA-Technologie für die transurethrale Resektion der Prostata (TURP) veröffentlicht. Laut der Kostenmodellierung ermöglicht der Wechsel von der monopolaren zur PLASMA-Technologie eine geschätzte Einsparung pro Patient von mindestens 24 % bei gleichwertiger klinischer Effektivität und weniger schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen.

Um die Workflows weiter zu optimieren, ist es außerdem wichtig, sich auf neue Arbeitsweisen einzustellen und zu erkennen, welches Potenzial die Digitalisierung im Gesundheitswesen in Bezug auf die Kommunikation zwischen Krankenhäusern und Patienten bietet.  

Wirtschaftlichkeit: Verbesserung des Kosten- und Cashflow-Managements
Wenn es um Wirtschaftlichkeit geht, ist das Kosten- und Cashflow-Management natürlich einer der Hauptfaktoren für den Erfolg eines jeden Unternehmens. Für den Betrieb eines Krankenhauses ist es von entscheidender Bedeutung, die Ausgaben niedrig zu halten und zugleich für bestmögliche Patientenergebnisse zu sorgen. Dies ist auch ein Schlüsselfaktor bei der Einführung wertorientierter Ansätze im Gesundheitswesen. Die Nutzung wertbasierter Zahlungsmodelle, die Medizintechnikhersteller heute anbieten, ist eine Möglichkeit, wie Krankenhäuser einen wertorientierten Ansatz umsetzen und gleichzeitig Spitzentechnologie nutzen können. Das Pay-per-Procedure-Vertragsmodell von Olympus zum Beispiel ist eine praxisnahe Lösung, die bessere Outcomes ermöglicht und das Rentabilitätsmanagement vereinfacht. Dabei werden individuell zugeschnittene Prozedurbündel definiert und mit einem Festpreis verbunden, sodass die komplexe Ergebnismessung entfällt. Die Risikoteilung ist ein wichtiger Bestandteil dieses Ansatzes und das Vertragsmodell kann für jedes Krankenhaus individuell angepasst werden. Das Bezahlmodell ist nicht ergebnis-, sondern prozedurbasiert. Für Einrichtungen mit einer hohen Anzahl an Prozeduren kann sogar eine Flatrate pro Prozedurtyp von Vorteil sein. Die Prozeduren werden vollständig digital und transparent über Software oder andere Vernetzungsoptionen nachverfolgt, um die Effizienz zu unterstützen.

Die Bedeutung von Sicherheit und Reputation zur Verbesserung der Patientenzufriedenheit und des Wohlbefindens der Mitarbeiter
Da sich die Wettbewerbslandschaft im Gesundheitswesen weiterentwickelt, ist es für das Krankenhausmanagement ein wichtiger Aspekt, sowohl für die Patienten als auch für die Mitarbeiter attraktiv zu bleiben. Verantwortliche im Bereich Einkauf und Betrieb sollten daher nach Möglichkeit auf Medizinhersteller setzen, für die die Sicherheit oberste Priorität hat, wobei das Wohlbefinden von Patienten und Personal hier eine entscheidende Komponente darstellt. Umfassende Schulungen, die das Selbstvertrauen des Klinikpersonals stärken und die Patientenergebnisse verbessern, tragen wesentlich dazu bei, dass sich Patienten immer wieder für ein bestimmtes Krankenhaus entscheiden – was ganz im Einklang mit dem patientenzentrierten Ansatz des VBHC-Konzepts steht. Das neue Online-Portal, Olympus Continuum, bietet ein breites Spektrum an professionellen Fortbildungsprogrammen, die medizinische Fachkräfte dabei unterstützen, ihre klinische Expertise in einzelnen Bereichen weiterzuentwickeln. Unser Medical Expert Training zum Beispiel ist in 46 Ländern verfügbar und umfasst 650 verschiedene Trainingskurse. Das Ziel ist dabei, die prozedurale Kompetenz zu stärken und eine sichere und effektive Nutzung unserer medizinischen Systeme zu gewährleisten.

Durch die Einführung neuer medizinischer Technologien, die eine exaktere Diagnose und neue Behandlungsmöglichkeiten bieten, können Ärzte Erkrankungen sicherer erkennen, diagnostizieren und behandeln. Innovative Produkte im Bereich Diagnostika, Therapeutika, medizinische Geräte und klinische Software spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Reputation und Wettbewerbsfähigkeit von Gesundheitsdienstleistern zu optimieren. Ein zentrales Anliegen von Olympus ist die Patientenzufriedenheit – und zwar nicht nur in Bezug auf die Entwicklung neuer und sich ständig weiterentwickelnder Technologien, sondern auch in Hinblick auf die Kommunikation, die Weiterbildung und das Management unserer Systeme und Dienstleistungen. Mit revolutionären Produkten – wie dem ORBEYE für die chirurgische Mikroskopie der nächsten Generation und dem hochmodernen Endoskopiesystem EVIS X1 bis hin zu Trainingsprogrammen für medizinische Experten, die die Entwicklung von Gesundheitsteams unterstützen – setzen wir uns für eine optimale Patientenversorgung heute und in Zukunft ein.

Dieser umfassende Ansatz zur Unterstützung der Gesundheitsversorgung steht im Einklang mit der Optimierung des gesamten Behandlungspfades bei gleichzeitiger Maximierung der Effizienz und Senkung der Kosten. Bei der Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie spielen sowohl klinische als auch nicht klinische Akteure eine Rolle, wenn es darum geht, mit dem VBHC-Konzept bessere Effizienzen und Gesundheitsoutcomes zu erzielen.

Zusammenfassung
Wertorientierte Ansätze in der Gesundheitsversorgung werden weithin als eine wichtige Methode zur Verbesserung der Gesundheitsoutcomes von Patienten weltweit angesehen und gleichzeitig als Möglichkeit, die ausufernden Kosten im Gesundheitswesen zu kontrollieren. Die Straffung des Versorgungspfads durch Optimierung und Verbesserung der Prozesse im Einklang mit den vier Dimensionen kann dazu beitragen, den Nutzen der Gesundheitsversorgung für alle Beteiligten zu erhöhen.

Zumal es aufgrund von COVID-19 umso wichtiger geworden ist, sowohl die Effizienz als auch den Ressourceneinsatz zu optimieren. Die Pandemie zieht die Staatsfinanzen in Mitleidenschaft, und die Finanzpläne der Regierungen, die an einem Tag erstellt wurden, werden oft am nächsten Tag wieder verworfen, da neue Ausgaben und Kreditaufnahmen erforderlich sind, um die Wirtschaft zu stützen. Währenddessen brechen die Gesundheitssysteme unter der zusätzlichen Belastung durch die Bewältigung der Gesundheitskrise zusammen. Massentests, stornierte Eingriffe und Krankheitsfälle beim Personal in einem noch nie dagewesenen Ausmaß – das alles macht es zwingend notwendig ist, die Prozesse noch effizienter zu gestalten und zugleich einen größeren Nutzen aus den Ausgaben im Bereich Gesundheit zu ziehen.

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